Donnerstag, 11. September 2008

Schon gewusst: Wenn einer alleine in eine Fremde Stadt zieht, kennt er zunächst niemanden!

Mit dieser Weisheit aus dem Erfahrungsschatz eines Freiwilligen möchte ich Sie recht herzlich zu unserem Gesprächskreis „Friedensdienstleistende und ihre Erlebnisse“ begrüßen.
Wie Sie vielleicht schon im Eingangszitat zwischen den Zeilen lesen konnten, handelt es sich diesmal um eine der schwereren Situationen des Dienstes.

Nachdem ich in den letzten Wochen im Prinzip 24 Stunden Menschen um mich hatte, ist nun seit einer Woche vergleichsweiße Einsamkeit angesagt.
Begonnen hat es mit den Abi-Feiern, über den Ausreisekurs bis hin zu den ersten vier Wochen hier. Immer Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Jetzt bin ich hier in San Rafael: Eher ländlich - im Gegensatz zur Großstadt, statt vieler junger Leute – Tiere, und statt abends in die Bar – ins Bett.
Die Arbeit beginnt auch erst einmal gemächlich. Alles mal anschauen und alle zunächst kennen lernen lautet die Devise.

Das muss ich erst einmal verkraften. Das ist wie ein Wetterumschwung von 30 Grad Sonne in 15 Grad Regenwetter innerhalb von 5 Minuten (Um mit anderen Worten zu sprechen: Das Wetter hier ).
Ergebnis der ersten Woche: Oh shit!
Das es der Lilli wohl auch gerade so oder so ähnlich geht, hilft.
Somit hat die Überschrift auch schon einen Sinn. Denn auf der einen Seite weiß bzw. wusste ich, dass es nun so sein wird. Die Wirklichkeit mit all seinen Fassetten, dann wirklich zu erleben ist aber noch einmal eine andere Sache.

In der letzten Woche gab es Nachmittage, da habe ich nichts machen können ohne, dass ich jeden Moment angefangen hätte zu heulen: Musik hören, Bilder anschauen, Laptop anmache, Buch lesen = Erinnerung = Weinen. Gegenrezept: An den Küchentisch sitzen, Wand anstarren und Denken „das gehört dazu, das gehört dazu, weitermachen, weitermachen“. Und ich kann Euch sagen, es hilft!
Das ganze habe ich durchgezogen, bis Margharita endlich nach Hause kam. Endlich war jemand da, reden, egal was, einfach nur reden.

So habe ich also die erste Woche hier verbracht. Eine der nicht so einfachen Wochen. Jetzt bin ich ja aber schon in der zweiten und hab das Wochenende mit Bäumchen pflanzen und Lilli verbracht, was meine Stimmung eindeutig in die Höhe schnellen ließ. Auf meinem Heiterkeitskonto schreibe ich nun wieder schwarze Zahlen.



Schließen möchte ich unseren Gesprächskreis heute mit einem Zitat von Wittgenstein.

„Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“

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