Donnerstag, 6. November 2008

Das Amt

Zu beginn gibt es heute einmal ein kleines Ratespiel. Die Frage lautet wo befinden wir uns?
Hier die Beschreibung: Es sitzen Menschen hinter Glasscheiben, bei denen man den Pass verlängern, Führungszeugnisse und sonstigen Rat erfragen kann. Diese Menschen tun dies in deutscher Gründlich- und Ordentlichkeit. Kopien eines Passes können ohne den Originalpass selbst gesehen zu haben auf keinen Fall beglaubigt werden. An den Wänden hängen Bilder vom Brandenburger Tor und von Bundespräsident Horst Köhler. Bevor man seinen Rat bei den Beamten erfragen kann, muss man abwarten bis sein Name aufgerufen wird. Solange kann man aber in Zeitschriften wie dem Spiegel oder der Wirtschaftswoche blättern und sich die Zeit im klimatisierten und melonefarbenen Wartezimmer verkürzen. Auch ein Plakat über die bald statt findende Motorenmesse in Karlsruhe informiert den Wartenden.

Haben Sie es schon erraten? Vielleicht kann Ihnen die Überschrift dabei helfen?
Und?

Die Antwort lautet: Wir befinden uns in einem deutschen Amt. Die ganze Sache wäre auch gar nicht so aufregend und erwähnenswert wenn sich dieses Amt in einer normalen deutschen Stadt befindet, wo man, wenn man ins Rathaus geht auch gar nichts anderes erwartet.
Wenn wir dieses Amt aber jetzt einmal nehmen und in ein Hochhaus mitten in einer mittelamerikanischen Hauptstadt versetzen, dann klingt das Ganze doch noch einmal interessanter.

So waren wir also gestern mitten in San José, mitten im tagtäglichen Chaos „aufm Amt“. Ich will es nicht Kulturschock der anderen Art nennen, aber es gab für die 3 Eirene Freiwilligen einiges altbekanntes zu entdecken, was auf Grund des Umfelds wie Neuentdeckungen Aufmerksamkeit erregte.
Deutsche. Schon als wir in den Aufzug stiegen, um in den 8. Stock zufahren, trafen wir auf Landsleute. Gerade verließen 3 deutsche den Aufzug: Frau Mama – groß, blond und schlank. Der Sohn – blond mit Deutschlandtrikot. Und seine kleine Schwester.
In der Botschaft. Fotos mit verschiedensten Motiven aus Deutschland, dazu der Bundeshorst, im Hintergrund die Europaflagge. Verschiedenste Ausgaben des Spiegels und der Wirtschaftswoche. Die Büroeinrichtung: deutsch-modern.
Die Beamten: jung und deutsch, reinstes hochdeutsch sprechend.

Es gibt also einen Platz in diesem Land, wo man deutsche Übergenauigkeit und Bürokratie noch live und in Farbe hinter Glasscheiben wie im Zoo verfolgen kann. Gut zu wissen. Für alle Fälle.

Übrigens auch die Öffnungszeiten sind einfach nur deutsch: von 9 Uhr bis 12 Uhr. Immerhin 3 Stunden pro Tag für die Probleme eines jeden Deutschen in Costa Rica.


Wir sind Amt! Sogar im Ausland.

Bis zum nächsten Mal.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Felix Gartner

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